Ein gutes Marketing hilft dabei, neue Patienten zu gewinnen und ist daher entscheidend für das Wohlergehen der Praxis. Doch beim Bewerben der eigenen Leistung lauert der eine oder andere Stolperstein. Wir stellen die fünf häufigsten Fehler im Marketing für Ärzte vor. Und wir verraten Ihnen, wie Sie es besser machen als die Konkurrenz.
Fehler 1: „Multi-Marketing? Wir haben doch eine schöne Broschüre, das reicht.“
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Als Augenarzt inserieren Sie regelmäßig in der lokalen Tageszeitung und generieren so stetig neue Patienten. Doch plötzlich geht der Verlag pleite, die Zeitung wird eingestellt – und Ihr einziger Marketingkanal bricht weg. Dieses Extrembeispiel verdeutlicht, wie wichtig ein ausgewogener Marketing-Mix ist. Die Vielfalt des Marketings ist dabei nicht nur auf den Kanal, sondern auch auf die Art der Maßnahmen anzuwenden. Ein guter Marketing-Mix sollte deshalb im Idealfall Maßnahmen in verschiedenen Bereichen umfassen:
- Online und Offline
- Inbound-Marketing und Outbound-Marketing/Unterbrechungsmarketing
So könnten Sie beispielsweise die Anzeige in der Tageszeitung (Offline/Outbound-Marketing) mit einem Webbanner auf der Homepage der Zeitung kombinieren (Online/Outbound-Marketing). Zusätzlich können Sie einen Ärzte-Blog auf Ihrer Website veröffentlichen (Online/Inbound-Marketing). Mit dieser Form des Multi-Marketings erreichen Sie eine viel größere Zielgruppe. Und Sie sichern sich zudem ab, falls eine Maßnahme oder ein Kanal plötzlich nicht mehr zünden sollten. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass Sie den Marketing-Mix auf Ihre Zielgruppe abstimmen.
Fehler 2: „Die Zielgruppe ist beim Marketing für Ärzte nicht so wichtig.“
Wer sich als Arzt die Zielgruppe „Menschen“ beziehungsweise „kranke Menschen“ aussucht, macht es sich zu einfach – und verschwendet Zeit und Geld für ziellose Marketingmaßnahmen. Ein Beispiel: Sie sind mit Ihrer Augenarztpraxis auf Behandlungen spezialisiert, die von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen werden und Zuzahlungen oder eine Privatversicherung erfordern. Für Sie macht es in diesem Fall wenig Sinn, großflächige Plakate in einem finanzschwachen Stadtteil aufzuhängen, nur weil die Werbefläche dort günstiger als im gut situierten Vorort ist.
Sie können auch in Ihrem Ärzte-Blog ausführlich über die Besonderheiten der Kinderheilkunde berichten und Ihre Beiträge hinsichtlich der entsprechenden Keywords optimieren. Wenn Sie aber diese Leistungen gar nicht in Ihrer Praxis anbieten, haben Sie davon keinen Vorteil. Der Internetnutzer profitiert dann zwar von Ihrer Information, als Patient für Ihre Praxis kommt er jedoch nicht infrage.
Social Media-Marketing bietet Ihnen beispielsweise eine gute Alternative: Hier können Sie durch gezieltes Targeting Ihr Profil, Beiträge oder Anzeige genau den Nutzer anzeigen lassen, die Ihrem Traumpatienten am nächsten kommen. Stimmen Sie Ihr Marketing also auf Ihre Wunschzielgruppe ab. So können Sie bei gleichem Budget mehr relevante Personen erreichen und Ihre Erfolgsquote steigern.
Fehler 3: „Marketing muss schnelle Erfolge bringen, sonst ist es nutzlos.“
Marketing für Ärzte hat in den meisten Fällen das Ziel, mehr Patienten zu gewinnen. Doch das muss und kann nicht unbedingt von heute auf morgen geschehen. Vielleicht können Sie mit einer groß angelegten Anzeigen- und Plakatkampagne oder einem viral gehenden Blogbeitrag zu einem kontroversen Thema schnell einige Patienten auf Sie aufmerksam machen. Nachhaltig ist das jedoch nicht. Vielmehr müssen Sie immer wieder eine solche Aktion durchführen, damit auch immer wieder neue Patienten gewonnen werden und Sie als Arzt nicht in Vergessenheit geraten. Eine langfristig angelegte Marketingstrategie bringt vielleicht nicht über Nacht das gewünschte Ergebnis, dafür profitieren Sie aber nachhaltig von den Maßnahmen.
Content Marketing ist das beste Beispiel für dieses Vorgehen: Ihr gut geführter Ärzte-Blog, in dem Sie regelmäßig Textbeiträge und Videos veröffentlichen und über Behandlungsmethoden, Krankheitsbilder oder Abrechnungsmodelle berichten, wird immer wieder neue Interessenten anlocken. Dafür müssen Sie nicht mehr tun, als die sowieso geplanten Beiträge online zu stellen. Patientengewinnung über diese Form des Vertrauensaufbaus sorgt dafür, dass Sie auch auf lange Sicht von Ihrer Investition ins Marketing profitieren.
Fehler 4: „Mir ist egal, was der Wettbewerb macht, ich zieh mein Ding durch.“
Natürlich ist es immer gut, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren und diese beim Marketing in den Vordergrund zu stellen. Doch auch beim Marketing für Ärzte ist ein USP (Unique Selling Point) wichtig: Das Merkmal, mit dem Sie sich vom Wettbewerb abheben. Denn das beste Marketing und der beste Content nutzen wenig, wenn Sie darin genau das Gleiche erzählen und vermitteln wie alle anderen Ärzte auch. Deshalb sollten Sie vor der Entwicklung einer Marketingstrategie immer ein Blick auf den Wettbewerb werfen. Stellen Sie sich Fragen wie:
- Was zeichnet mich als Arzt aus? Was kann ich besser als die anderen?
- Möchte ich mich durch die Ansprache der Patienten von anderen Ärzten abheben?
- Welchen Eindruck möchte ich vermitteln?
Sie müssen sich zu allererst selbst im Feld des Wettbewerbs einordnen. Dann können Sie dementsprechend Ihre Vorzüge herausarbeiten und im Rahmen des Marketings bewerben.
Fehler 5: „Marketing kann doch jeder.“
Marketing-Mix, Zielgruppenanalyse, Strategie, Wettbewerbsanalyse: So wie Sie als Facharzt Experte auf Ihrem Gebiet sind und deshalb Ihren Patienten besser helfen können als beispielsweise ein Allgemeinmediziner, können Sie im Gegenzug von der Unterstützung eines Marketingexperten profitieren.
Bei der Entwicklung einer Content Marketing-Strategie müssen beispielsweise folgende Aspekte beachtet werden:
- Wo soll der Content veröffentlich werden? Blog, Printmagazin, YouTube?
- Wie soll der Content verteilt werden? Newsletter, Social Media, Ads?
- Wie soll der Content gestaltet werden? Textbeiträge, Videos, Podcasts?
- Wie oft sollte veröffentlicht werden? Monatlich, wöchentlich, 14-tägig?
- Welche Themen sollen bespielt werden?
- Was ist sonst zu beachten? Rechtliches, Datenschutz, SEO?
Die Liste lässt sich beliebig erweitern und für jede Marketingmaßnahme anlegen. Wer nicht ausreichend Zeit, Expertise oder Lust hat, um sich mit diesen Punkten zu beschäftigen und deshalb sein Marketing nicht fachmännisch aufbaut, kann sich damit schnell mehr schaden als nutzen.
Bei der analytischen und strategischen Arbeit kann eine Agentur oder eine Auswahl an Freelancern Ihnen als helfende Hand vieles abnehmen. Ob ein externer Dienstleister oder ein eigener Marketingexperte in der Praxis: Mit versierter Unterstützung können Sie davon ausgehen, dass Ihr Marketing genau das erreicht, was Sie sich wünschen. Und Sie können Sie sich weiterhin in erster Linie um Ihr Tagesgeschäft kümmern.
Haben Sie keine Angst vor Marketing
Auch wenn es sich vielleicht so liest: Sie müssen keine Angst vor dem Marketing für Ärzte haben. Die fünf häufigsten Fehler lassen sich einfach vermeiden. Wer sich und seine Stärken kennt und weiß, wer seine Zielgruppe ist, hat bereits den ersten wichtigen Schritt gemacht. Und gerade im Online-Bereich lassen sich viele Dinge ausprobieren, ohne dass direkt ein großes Budget riskiert werden muss.
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Hallo Stephan, danke für den ausführlichen Artikel, wie du selbst schon beschreibst ist auch meine Erfahrung das manche Berufsgruppen (Ärzte, Frisöre Bestattungsunternehmer.. ja Bestatuungsunternehmer) oft gar nicht die Notwendigkeit sehen Marketing zu betreiben. Einfach weil das Produkt ja „auch so schon“ nachgefragt wird. In manchen Berufen hat an dann noch den Vorteil das der Chef selbst nur an dem Thema Marketing interessiert ist um ein bisschen Imagepflege zu betreiben und sich selbst etwas darstellen möchte (abe nicht unbedingt den Unternehmerischen Hintergedanken hat). In der Konsequenz kosten diese Kunden den Werber tatsächlich ganz schön Nerven und Überzeugungsarbeit. Von daher bin ich immer dankbar Artikel zu lesen die einem helfen, die Notwendigkeit zu untermauern. Danke und Gruß Tim