In unserer großen Testreihe haben wir vor einiger Zeit bereits verschiedene Anbieter für E-Mail-Marketing-Software miteinander verglichen. Dazu gehörten Mailchimp, ActiveCampaign, Cleverreach und Getresponse. Heute bekommen Sie einen ausführlichen Testbericht zur amerikanischen Software Mailchimp und den Bauplan, wie Sie damit erfolgreiche Content Marketing Kampagnen umsetzen können.
Grundsätzliches zur Auswahl einer E-Mail-Marketing-Software
Der Erfolg Ihrer Maßnahmen im E-Mail-Marketing hängt zu einem großen Teil von den Möglichkeiten der Software ab. Zu den Grundanforderungen für modernes (Online-)Marketing gehören die folgenden Funktionen:
- Versand von unbegrenzt vielen E-Mails an eine unbegrenzt große Empfängerzahl (z.B. Newsletter)
- Erstellung von automatisch startenden E-Mail-Serien, sogenannten Autorespondern (z.B. zum Versand eines Leadmagnets)
- Erfassung der Empfänger-Interaktionen (Öffnungsrate, Klickrate, Unsubscribe-Rate)
- Segmentierung der Empfänger nach verschiedenen Kriterien
- Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, Anpassung an eigenes CD
- DSGVO-Konformität und Double-Opt-In
Falls Ihr E-Mail-Marketing von mehreren Kollegen betreut werden soll, ist die Möglichkeit, mit mehreren Usern auf die Software zuzugreifen, von Vorteil.
Bei der Auswahl Ihrer Software sollten Sie außerdem darauf achten, wie nutzerfreundlich die Oberfläche gestaltet ist und ob Sie sich auf Anhieb zurechtfinden. Sicher haben Sie in Ihrem Alltag schon genügend Herausforderungen zu bewältigen, sodass Sie die nicht auch noch bei der Erstellung von E-Mails brauchen.
Testbericht Mailchimp
Schauen wir uns nun Mailchimp genauer an.
Preisstruktur
Es gibt einen kostenlosen Plan mit begrenzter Empfängerzahl und eingeschränkten Features, die regulären Abos beginnen bei 14,99$ im Monat und werden dann abhängig von der Empfängerzahl teurer. Mehr zur Preisstruktur hier.
Begrenzung bei Empfängern oder E-Mails
Die Empfängerzahl ist bei bezahlten Abos unbegrenzt, allerdings erhöht sich der Preis in Abhängigkeit von der Kontaktzahl im Account. Die Zahl der zu versendenden E-Mails ist unbegrenzt.
Oberflächengestaltung
Die Nutzeroberfläche von Mailchimp ist sehr übersichtlich und einfach zu bedienen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch neue Nutzer sich schnell zurechtfinden.
Versandtypen
Mailchimp bietet Einzelkampagnen (HTML oder Plain Text), RSS-Kampagnen und automatisierte E-Mail-Serien (Automations/Autoresponder) an.
A/B-Test
Einzelkampagnen können als A/B-Test versendet werden. Dabei können folgende Elemente getestet werden: Betreff, Absender, Inhalt oder Versandzeit.
Monitoring und Berichte
Reaktionen werden für jede E-Mail erfasst und können auch im Überblick angeschaut werden. Statistiken zeigen die Entwicklung der gesamten Liste. Auf dem Dashboard werden die wichtigsten Ereignisse gleich nach dem Login angezeigt.
Editor
Die Software führt den Nutzer Schritt für Schritt durch die Erstellung einer E-Mail, sodass kein Element vergessen werden kann. Im ersten Schritt werden dabei Empfänger, Absender und Betreff festgelegt, anschließend wird der eigentliche Inhalt der Mail erstellt.
Der Editor für das Design der E-Mails (und auch Landingpages) ist intuitiv aufgebaut. Im Bereich Design werden Layoutvorgaben für die gesamte E-Mail (z.B. Schriftart und -größe, Linkfarben usw.) festgelegt, die aber in den einzelnen Elementen jederzeit manuell angepasst werden können. Per Drag&Drop lassen sich Elemente hinzufügen und neu anordnen.
Templates
Mailchimp bietet zahlreiche sehr gute Templates, die individuell angepasst werden können. Grundsätzlich kann jede E-Mail als Design-Template gespeichert und so als Basis für kommende Projekte verwendet werden. Eine Änderung am Template wirkt sich nicht auf bestehende E-Mails (z.B. in Automations) aus.
Listmanagement
Empfänger werden in Listen verwaltet, die komplett unabhängig voneinander sind. Innerhalb einer Liste gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Empfänger z.B. nach Interessensgruppen (Groups) zu segmentieren. Seit neuestem bietet Mailchimp auch die Möglichkeit, die Abonnenten mit Hilfe von Tags zu gliedern.
Über die Listen werden verschiedene Standardelemente und die Formulare erstellt. Hier sind die Anpassungsmöglichkeiten leicht eingeschränkt: Während zum Beispiel die Farben des Hintergrundes oder des Buttons individuell angepasst werden können, sind das grundsätzliche Layout und manche Formulierungen vorgegeben. Da die Standardlayouts optisch sehr ansprechend gestaltet sind, sehen wir das aber eher als Erleichterung denn als Beschränkung.
Sie haben im Bereich der Listen auch die Möglichkeit, jeden einzelnen Kontakt aufzurufen und zu sehen, welche E-Mails er geöffnet und angeklickt hat und wie die durchschnittliche Klick- und Öffnungsrate ist. Mailchimp bewertet Kontakte mit einem Fünf-Sterne-System anhand der Interaktionen.
Automationfunktionen
Mailchimp bietet sehr gute Marketing-Automation-Funktionen. Automations können durch verschiedene Ereignisse ausgelöst werden, beispielsweise als Willkommensserie, nach einem Link-Klick in einer anderen Mail oder mithilfe einer Shop-Integration als Erinnerung an nicht gekaufte Produkte.
Kleine Kritikpunkte: Die Reihenfolge von E-Mails innerhalb einer bereits gestarteten Automation kann nicht mehr geändert werden. Eine einfache Möglichkeit für Wenn-Dann-Verzweigungen (z.B. „wenn geklickt, dann weiter mit E-Mail 3, wenn nicht geklickt, weiter mit E-Mail 4“) können innerhalb von Automations nicht gelöst werden. Eine Lösung dafür ist die Nutzung und Verknüpfung mehrerer Automations, was allerdings nicht so übersichtlich ist.
Formulare und Landingpages
Mailchimp bietet eigene Formulare an, die auf Webseiten als Formular oder Pop-up eingebunden werden können. Seit einiger Zeit gibt es auch die Möglichkeit, Landingpages direkt in Mailchimp zu erstellen.
Über API-Integrationen können aber auch die gängigen Tools für Leadgenerierung verknüpft werden. Getestet haben wir Leadpages, Thrive, Mailmunch und Convert Plus.
Personalisierung
Mithilfe von vordefinierten Platzhaltern können E-Mails für jeden Empfänger personalisiert werden.
Individuelle Anpassungsmöglichkeiten
Fast alle Elemente können nach Belieben angepasst werden, manchmal muss man sich dabei an das vorgegebene Layout halten, kann aber den Inhalt ändern (z.B. in der Bestätigung des Double-Opt-Ins).
Support
Für Nutzer des Bezahl-Abos gibt es einen Live-Chat auf Englisch, ansonsten besteht die Möglichkeit, per E-Mail Kontakt zum Support aufzunehmen.
Sitz des Unternehmens
USA
Sprache der Oberfläche
Englisch
DSGVO-Konformität
Mailchimp bietet alle Voraussetzungen, um E-Mail-Marketing DSGVO-konform umzusetzen. Das Double-Opt-In war schon immer vorhanden, seit einiger Zeit gibt es außerdem verschiedene Zusatzfeatures, die den Schutz der Nutzerdaten verbessern und entsprechend dokumentieren. Account-Verwalter können eine Vereinbarung zur Auftragsdatenverarbeitung mit Mailchimp schließen.
Unser Fazit: E-Mail-Marketing mit Mailchimp
Nach wie vor ist Mailchimp unser bevorzugtes Versandsystem für E-Mails. Die E-Mail-Marketing-Software bietet alle Features, die für zeitgemäßes Content Marketing benötigt werden und ist in der täglichen Nutzung gut zu bedienen.
Content Marketing mit der E-Mail Marketing Software Mailchimp
Schauen wir uns im zweiten Teil dieses Artikels nun an, wie Content Marketing mit Mailchimp umgesetzt werden kann. Dabei gehen wir davon aus, dass Sie Mailchimp bereits nutzen und zeigen Ihnen nur, welche optionalen Einstellungen Sie für diese Projekte vornehmen sollten.
Einen Leadmagnet per E-Mail versenden
Um einen Leadmagnet, also Zusatzmaterial, das Sie Ihren Bloglesern zur Verfügung stellen, per E-Mail zu versenden, empfehlen wir folgendes Vorgehen:
- Erstellen Sie ein Formular, das im Blogbeitrag eingebunden wird und über das sich Leser den Leadmagnet anfordern können. Dazu könnten Sie zwar auch die von Mailchimp bereitgestellten Formulare nutzen, wir empfehlen aber ein auf das Thema Leadgenerierung spezialisiertes Tool. Umfangreiche Funktionen bietet beispielsweise Thrive Leads, wenn es nicht zu komplex werden soll, ist Mailmunch eine günstige Alternative.
- Nutzen Sie „Groups“ in Mailchimp, um Leser eindeutig dem Leadmagnet zuzuordnen. Gehen Sie dazu im Bereich Listen zu den Sign-up-Forms und dort zum Form Builder. Hier legen Sie fest, welche Informationen neben Namen und E-Mail-Adressen für jeden Kontakt gespeichert werden. Klicken Sie rechts auf „Check Boxes“ und legen Sie eine neue Gruppe an – beispielsweise mit dem Titel „Leadmagnets“. Über die „Field Settings“ geben Sie nun verschiedene Möglichkeiten an, um welche Leadmagnets es sich handeln kann. Machen Sie das Feld für den Nutzer unsichtbar, da diese technischen Informationen nur für Sie relevant sind.
- In Ihrem Formular stellen Sie nun dieses Feld (z.B. Checkliste A) als automatisch ausgefüllten Wert ein. So bekommt jeder, der sich einträgt, automatisch ein Häkchen bei der Gruppe Checkliste A.
- Erstellen Sie nun eine Automation, damit die Interessenten automatisch eine E-Mail mit der entsprechenden Checkliste erhalten. Dazu wählen Sie als Trigger der Automation „Joins List Group aus“ und stellen den Versandzeitpunkt auf „immediately“. In der E-Mail selbst hinterlegen Sie zum Beispiel mit einem Button den Link zur Datei. Diese können Sie direkt in Mailchimp hochladen oder auf Ihrer eigenen Webseite. Prüfen Sie, ob die E-Mail korrekt dargestellt wird und der Link die korrekte Datei öffnet.
- Wenn Sie einen ganzen E-Mail-Funnel erstellen möchten, der die Leser zu einem bestimmten Ziel führt, können Sie weitere E-Mails in der Automation ergänzen. Ansonsten starten Sie die Automation und prüfen die Funktion, indem Sie sich selbst über das Formular eintragen. Wenn Sie die Mail erhalten haben, können Sie davon ausgehen, dass der Prozess funktioniert.
Abonnenten automatisch über neue Blogbeiträge benachrichtigen
Wenn Sie einen Blog führen und bereits einige E-Mail-Abonnenten haben, sollten Sie diese benachrichtigen, wenn es neue Beiträge gibt. Dazu haben Sie zwei Möglichkeiten:
1. Einen Newsletter mit Mailchimp versenden
Um per Newsletter auf Ihren neuen Beitrag aufmerksam zu machen, erstellen Sie einfach eine normale Campaign, die den Leser mit einem kurzen Text auf den Beitrag neugierig macht und eine starke Call-to-Action besitzt. Ziel ist es, dass viele Empfänger auf den angebotenen Button klicken. Die Erstellung dieser Mails ist einfach und Sie können die Inhalte nach Belieben einsetzen. Allerdings müssen Sie regelmäßig Zeit investieren.
2. Eine RSS-Kampagne mit Mailchimp versenden
Ein RSS-Feed zieht sich automatisch alle neuen Beiträge Ihres Blogs und publiziert sie beispielsweise auf einer Seite. Über diesen Mechanismus können Sie aber auch E-Mails versenden. Beginnen Sie wie bei der Erstellung einer Automation und wählen Sie dann „Share blog updates“ aus. Nachdem Sie die Empfängerliste ausgewählt haben, fügen Sie den Link zum RSS-Feed Ihrer Seite hinzu. Dann definieren Sie den Versandzeitpunkt, zum Beispiel jede Woche Mittwoch.
Folgen Sie nun den weiteren Hinweisen zur Erstellung der E-Mail. Noch genauere Informationen zur Nutzung der richtigen Platzhalter in der E-Mail bekommen Sie in diesem Support-Artikel von Mailchimp.
Der Vorteil bei dieser Art der Benachrichtigung liegt eindeutig in der Zeitersparnis. Wenn Sie sich einmal die Mühe gemacht haben, diese Mail richtig aufzusetzen, müssen Sie nie wieder Zeit investieren.
Nachteil ist, dass trotz der Platzhalter keine wirkliche Individualisierung der E-Mails vorgenommen werden kann. Den Link zum Beitrag können Sie zwar in einem Button darstellen, die CTA aber nicht auf den Text anpassen.
Hier müssen Sie abwägen und die für Sie sinnvollere Methode auswählen.
Die E-Mail-Marketing-Software als Grundlage für erfolgreiches Content Marketing
E-Mail-Marketing ist ein wichtiger Bestandteil erfolgreicher Content Marketing Strategien. Nur, wenn Sie die Möglichkeit haben, Ihre Leser gezielt und direkt zu kontaktieren, können Sie sie in einen strategischen Sales Funnel einbinden und langfristig zu Kunden machen. Mailchimp ist ein Tool, das dies zu wirtschaftlichen Kosten ermöglicht. Bisher haben wir keine Alternative zu dieser E-Mail-Marketing-Software gefunden – obwohl wir immer wieder andere Tools testen.
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