Elon Musk, Dunja Hayali, Christian Lindner, Stephan Heinrich und vielleicht auch bald Sie? – Auf der noch relativ neuen App Clubhouse melden sich derzeit immer mehr Menschen an. Alle reden davon, es herrscht ein waschechter Hype. Und deshalb gibt es auch schon mehr als genug Artikel über die App an sich. Wir wollen heute aber klären: Welche Chancen bietet Clubhouse für Ihr Marketing? Für welche Unternehmen ist Clubhouse interessant? Und was müssen Sie dafür mitbringen?

Was genau ist eigentlich dieses Clubhouse? Und kann das überhaupt Marketing?

Hier zunächst eine knappe Zusammenfassung, falls Sie das Thema in den letzten Wochen nicht so intensiv verfolgt haben:

Clubhouse ist eine Audio-only-App und ähnelt damit einem Podcast. Der innovative Unterschied liegt jedoch darin, dass sich hier jeder aktiv am Gespräch beteiligen kann. Die App bietet quasi ein digitales Panel, auf dem sich Experten, Nicht-Experten und Interessierte auf Augenhöhe austauschen können. Bei Clubhouse sind die Funktionen bisher aufs Wesentliche reduziert. Sie können weder schriftliche Kommentare posten, noch Likes verteilen, Bilder hochladen oder mit GIFs reagieren. Es geht hier einzig und allein um Sprache – um zuhören und gehört werden.

Denn Clubhouse greift Hören und Sprechen, die Urform menschlicher Kommunikation auf. Und damit trifft die App genau einen wichtigen Punkt, den wir wohl alle in der aktuellen Corona-Situation vermissen: Interessante Gespräche in einer Gruppe Menschen. Leider ist Clubhouse (noch) nicht für alle Nutzer offen: Derzeit ist die Clubhouse-App nur für iOS verfügbar, daher müssen Sie zwingend ein iPhone besitzen – und außerdem kommen Sie bislang nur per Einladung in die App. Und diese Einladungen sind so begehrt, dass sie inzwischen sogar für etwa 50 Euro auf eBay gehandelt werden.

Update 23. Juli 2021: Nachdem sich der anfängliche Hype um Clubhouse in den letzten Monaten gelegt hat, kann sich mittlerweile jeder interessierte Nutzer anmelden und teilnehmen.

Wie funktioniert die virtuelle Diskussionsrunde?

Nach der App-Installation und ersten Anmeldung kommen Sie zunächst auf die App-Startseite, hier „Hallway“ genannt. Die Hallway zeigt eine Zeitleiste für die täglichen Veranstaltungen an, inklusive Thema und einer Übersicht der Moderatoren.

Die Veranstaltungen finden in sogenannten Räumen statt, deren Besucher sich aus Moderatoren, Sprechern und Zuhörern zusammensetzen.

  • Moderatoren laden auf die virtuelle Bühne ein und leiten das Gespräch. Deshalb bringen sie neben ihrem Fachwissen optimalerweise auch die Fähigkeit mit, Diskussionen steuern zu können, damit diese nicht aus dem Ruder laufen. In größeren Räumen und bei hitzigen Debatten kann das nämlich durchaus vorkommen. Vorteilhaft sind außerdem eine angenehme Stimme, Sprechweise und Vortragstechnik.
  • Sprecher sind diejenigen Clubhouse-User, die gerade Wortbeiträge leisten bzw. aktiv an der Diskussion teilnehmen.
  • Zuhörer sind alle Teilnehmer, die einfach nur dabei sind und zuhören. Wollen sie mitreden, können sie sich per Handzeichen melden.

Soweit zu den Grundlagen. Kommen wir nun dazu, wie Sie Clubhouse im Marketing nutzen können.

Warum lohnt sich Clubhouse als neue Marketingmöglichkeit?

Jede Diskussion auf Clubhouse findet live und ohne Vorproduktion statt. Sie können sich als Moderator zwar vorab schon etwas vorbereiten, wissen jedoch nicht, was an Fragen, Einwänden und Kommentaren auf Sie zu kommt. Dies bedeutet: Im Gespräch wird sofort deutlich, wer wirklich Expertise in seinem Fachgebiet hat. Denn wer nur dann bei einem Thema fachlich überzeugen kann, wenn er sich vorher erst intensiv einarbereiten und vorgefertigte Antworten einstudieren muss, wird bei Clubhouse auf die Nase fallen. Clubhouse bietet damit eine völlig neue Möglichkeit, sich als Experte zu positionieren und das Vertrauen Ihrer Zielgruppe zu gewinnen und zu festigen. Und das ganz ohne überhöhte Selbstdarstellung.

Das Audio-only-Konzept und die Tatsache, dass bei Clubhouse Lieschen Müller mit einem A-Promi diskutieren kann, schafft neue Möglichkeiten zum offenen Austausch. Hier kann sich jeder auf einfache und unkonventionelle Art einbringen. Und in den verschiedenen Räumen ist inhaltlich wirklich alles vertreten: von Politik über Hobbies bis hin zu branchenspezifischen Fachthemen. Sie können hier also Fachdiskussionen durchführen, Produkte vor Interessierten präsentieren oder gezielt in den Kundendialog gehen. Und der wohl größte Vorteil: Wer Ihren Raum betritt, hat schon ein gewisses grundlegendes Interesse an Ihrem Thema. Der erste Schritt im Marketing – das Interesse wecken – ist damit bei Clubhouse schon abgehakt.

„Wir sind für Sie da“: Auf Clubhouse sind Ansprechpartner nur ein paar Klicks entfernt

Gestartet ist die App zu Corona-Zeiten, als Präsenzveranstaltungen je nach Lockdown-Lage unmöglich waren. Hier bot Clubhouse neue, dringend nötige Möglichkeiten für Austausch, Interaktion, Weiterbildung und Networking. Auch zwischen Ihnen und Ihren (potenziellen) Kunden. Denn wer regelmäßig in seinem Raum erscheint und als Ansprechpartner zur Verfügung steht, vermittelt seinen Kunden: „Wenn du Rückfragen oder Probleme hast, sind unsere Fachleute immer nur ein Fingertippen entfernt. Wir lassen dich damit nicht allein.“ Vielleicht eine gute Idee, Clubhouse nicht nur für reines Marketing, sondern als Unterstützung für Sales und Kundenservice zu nutzen. Stellen Sie sich das für einen Möbelgiganten wie IKEA vor – ein „Montageraum“ für Kunden, die mit ihrem Regalaufbau nicht weiterkommen und Hilfe vom FJÄLKINGE-Experten brauchen. Das wäre doch was, oder?

Clubhouse bietet damit branchenübergreifend ein ungeheures Potenzial, um starke Kundenbeziehungen und eine breite Community aufzubauen. Aber Sie können die App auch einfach ergänzend zu anderen Medien nutzen. Zum Beispiel als Meeting-Point nach Live-Veranstaltungen auf Facebook, Instagram oder nach einer Online-Konferenz, um sich dort beim Q&A auszutauschen. Der Kreativität sind hier nur wenige Grenzen gesetzt. Ein gutes Beispiel für Marketing via Clubhouse ist der Carsharing-Anbieter „Share Now“. Dieser nutzt die App, um seine Carsharing-Community anzusprechen. Das Unternehmen bietet dazu einen eignen Raum namens „Share Now Car-antäne Quatschen & Cruisen“ an. Dort werden die Share-Now-Kunden, die gerade alleine mit einem ihrer Fahrzeuge unterwegs sind, unterhalten und miteinander „connected“. Dazu holt sich Share Now sogar Promis an Bord – und das Unternehmen „fährt“ mit dieser Strategie gerade sehr erfolgreich.

“Fear of missing out” – FOMO als starker Nutzermagnet

Clubhouse setzt auf ein markantes Social-Media-Phänomen setzt: FOMO – kurz für „fear of missing out“ – beschreibt die „Angst, etwas zu verpassen“. Diese Angst ist bei Clubhouse noch stärker ausgeprägt als bei anderen Social Media Plattformen oder Anwendungen. Denn Talks und Diskussionen werden nicht aufgezeichnet und auch nicht nachgeholt. Daher muss man quasi immer live dabei sein. Dieses Phänomen verschafft Clubhouse einen gewaltigen Suchtfaktor.

Auch für Clubhouse gilt: Keine App ohne Baustellen

Bevor Sie aber nun denken, dass dieser Artikel nur aus Lobpreisungen besteht: hier noch einige Kritikpunkte zum Abschluss. Zunächst ist die App nicht Barrierefrei: Hörgeschädigte beispielsweise bleiben ausgeschlossen, denn das Format „Audio only“ macht es ihnen nahezu unmöglich, an Diskussionen teilzunehmen.

Was außerdem nicht außer Acht gelassen werden sollte und Moderatoren regelmäßig fordert: Die Diskussionsräume öffnen Tür und Tor für Rants, Beleidigungen sowie die Verbreitung von Fehlinformationen oder gefährlichem Gedankengut. Und da nichts archiviert wird, darf im Grunde alles gesagt werden – ohne wirkliche Konsequenzen. Clubhouse räumt jedoch zumindest die Möglichkeit ein, Nutzer zu bannen, zu blockieren oder zu ignorieren.

Zu Beginn stand die App aber vor allem wegen des Umgangs mit Nutzerdaten in der Kritik. Wer Clubhouse nutzt, erteilt der App Zugriff auf sämtliche Kontaktdaten, die dann in die USA übertragen werden. Das verstößt gegen geltendes EU-Datenschutzrecht. Wie das Unternehmen Alpha Exploration, das hinter Clubhouse steht, damit dauerhaft umgehen wird, ist bisher offen.

Außerdem stellt sich – will man Clubhouse für Marketing-Maßnahmen nutzen – zu guter Letzt die Frage: Wie kann hier der Erfolg gemessen werden? Besucher? Interaktion? Konkrete Kennzahlen gibt es nicht. Doch vielleicht verzeichnet Ihr Unternehmen mit der richtigen Marketing-Methode bald mehr Webseiten-Besuche.

Das bringt die Zukunft für Clubhouse Marketing – und für Sie

Basierend auf unseren Erfahrungen mit der App sind wir sicher: Clubhouse bietet interessante Möglichkeiten, um verschiedene Marketingziele zu erreichen. Wichtig ist hier vor allem, eine individuelle Strategie zu entwickeln. Einfach „dabei sein“ reicht auch hier – wie so oft – nicht aus. Behalten Sie die App unbedingt im Auge. Und wenn Sie jetzt schon aktiv werden, können Sie sich dann, wenn die App noch mehr Nutzern offensteht, bereits mit Community und entsprechender Reputation präsentieren.

Es heißt übrigens, Alpha Exploration arbeitet an neuen Funktionen wie dem Verkauf von Tickets oder Abonnements für die Nutzung bestimmter Räume. Außerdem können Räume in Zukunft voraussichtlich gebrandet und beworben werden. Das klingt ganz klar nach einer stärkeren Fokussierung auf Unternehmen – bietet dies doch noch größere Clubhouse Marketing-Potenziale.

Wir sind jedenfalls gespannt auf die Entwicklung von Clubhouse. Wenn Sie herausfinden möchten, ob und wie sich Clubhouse auch für Ihr Marketing einsetzen lässt, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Verfügung! Sollten Sie bereits bei Clubhouse unterwegs sein und möchten mehr von uns zu diese Thema erfahren, finden Sie uns hier in unserem Clubhouse-Raum: „Marketing B2B DE“.